COSIMA FILMTHEATER

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Arrow Maria

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Ein Drama, das nicht nur bewegt, sondern aufrüttelt – und dennoch alles andere als rührselig. Die parallel erzählte, auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Antoni, der 1935 in einem verschlafenen spanischen Provinznest als fortschrittlich eingestellter Dorflehrer anfängt, und von Ariadna, die im Jahr 2010 auf die Suche nach ihrem verschwundenen Urgroßvater geht, ist nicht nur klug ausgedacht, sondern sie wird trotz des tragischen Hintergrunds durch den spanischen Bürgerkrieg mit viel Humor und Herzenswärme in unvergesslichen Bildern erzählt.
Kurz und gut: ein Film, der sich ins Gedächtnis gräbt; ein Highlight gleich zu Beginn des Kinojahres.

El maestro que prometió el mar
Spanien 2023
Regie: Patricia Font
Drehbuch: Albert Val
Mitwirkende: Enric Auquer, Laia Costa, Luisa Gavasa
Kamera: David Valldepérez
Länge: 105 Minuten

FILMKRITIK:
Antoni Benaiges (Enric Auquer) muss gleich nach seiner Ankunft erst mal persönlich die alte Dorfschule putzen, bevor er mit dem Unterricht anfängt. Von den Unruhen überall in Spanien ist auf den ersten Blick wenig zu spüren. Aber Antoni ist in den Augen der Dorfbevölkerung verdächtig: Erstens ist er Atheist und außerdem ein Linker, womöglich sogar ein Kommunist. Dafür verantwortlich sind neben seinem Auftreten auch seine modernen Erziehungsmethoden. Doch weil die Kinder dank Antonis Unterricht regelrecht aufblühen, verschwindet zumindest bei einigen Eltern die anfängliche Skepis, zumal sich aus dem zusammengewürfelten Haufen von Jungen und Mädchen, die hier gemeinsam im einzigen Klassenraum sitzen, bald eine Gemeinschaft formt. Antonis Unterrichtsstil unterscheidet sich extrem von dem des Pastors, der (vergeblich) versucht hat, sich in seiner Tätigkeit als Lehrer mit autokratischem Verhalten, eiserner Disziplin und ständiger Bedrohung durch drakonische Strafen Respekt zu verschaffen. Antoni dagegen macht den Kindern Mut, er fördert ihr Selbstbewusstsein und gibt ihnen die Gelegenheit, spielerisch die Welt des Wissens zu entdecken. Dafür hat er unter anderem eine kleine Druckerpresse mitgebracht, mit deren Hilfe die Kinder ihre eigene kleine Zeitung gestalten und veröffentlichen. Zum endgültigen Höhepunkt des Schuljahrs soll der geplante Ausflug zum Meer werden, das die Kinder noch nie gesehen haben. Doch bevor es soweit ist, kommt der Bürgerkrieg ins Dorf.

Im Jahr 2010 will Ariadna (Laia Costa) den Wunsch ihres schwerkranken Großvaters erfüllen und für ihn herausfinden, was mit seinem Vater geschehen ist, der 1936 verschwand. Die Zeit ist knapp, denn dem Großvater geht es immer schlechter. Bei ihren Recherchen stößt sie auf Antonis Geschichte, die sie in Gesprächen mit seinen überlebenden ehemaligen Schülerinnen und Schülern nach und nach rekonstruiert.

Dieser Film ist ein Phänomen: eine fröhliche und gleichzeitig eine zu Herzen gehend traurige Geschichte, die mit Liebe und Zärtlichkeit in unvergesslichen Bildern erzählt wird. Beginnend mit archäologischen Ausgrabungen, bei denen ein Massengrab geöffnet und untersucht wird, entwickelt sich in der Rahmenhandlung mit Ariadna ein zu Teilen sogar dokumentarischer Rückblick auf die tragische Geschichte des spanischen Bürgerkriegs. Ganz Spanien ist bis heute von Massengräbern aus der Zeit des Bürgerkriegs übersät, ist zu erfahren, und sie sind längst nicht alle freigelegt. Und dieser Film ist auf seine liebenswerte Art zwar unauffälig, aber radikal politisch mit eindeutigen Sympathien auf Seiten der Unterlegenen im Kampf zwischen den spanischen Faschisten und den gewählten Sozialisten der damaligen spanischen Regierung. So erzählt die Geschichte nicht nur von einem Lehrer und den Kindern, die mit ihm für eine kurze, glückliche Zeit gemeinsam die Hoffnung auf eine bessere Welt erleben, sondern er erzählt auch von einem Land, in dem sich zwei verfeindete Lager gegenüberstehen, die sich immer stärker radikalisieren. Die Aktualität, die dahintersteckt, ist ebenso eindeutig wie erschütternd.

Dennoch ist der Debütfilm von Patricia Font kein konkretes Lehrstück, obwohl sich auch gelegentliche diskrete Appelle und Mahnungen darin finden lassen. Vielmehr handelt es sich eigentlich um ein historisches Drama mit einer Rahmenhandlung in der Gegenwart, die gestalterisch die Zusammenhänge zwischen damals und heute zeigt, aber nicht betont. Das Drehbuch von Albert Val kombiniert geschickt Dokumentarisches und Erfundenes. Es basiert auf der wahren Geschichte von Antoni Benaiges, die Francesc Escribano in seinem Roman „El maestro que prometió el mar“ erzählt, der bisher nicht in deutscher Sprache erschienen ist. Im Film stellt Ariadna, deren Name nicht zufällig gewählt wurde, mit ihrer Recherche deutlich mehr dar als einen klassischen roten Faden, der die Handlung strukturiert. Ariadna erfüllt vielmehr die Aufgabe einer Detektivin, die Schritt für Schritt immer mehr Details einer spannenden und letztendlich herzzerreißend traurigen Geschichte entdeckt und sich dadurch selbst verändert. Eine Wirkung, die sich durchaus auch auf das Kinopublikum übertragen könnte.
Gaby Sikorski (Programmkino.de)

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